Kinder

Gedanken zum Freilernen

Lesedauer 4 Minuten

Wenn ein Mensch geboren wird, ist er ein unbeschriebenes Blatt. Es erblickt die Eltern und vertraut ihnen. Das Neugeborene nimmt seine Umwelt über die Sinne war – tasten, sehen, hören und riechen. In dieser Phase erfährt es seine Umgebung meist aus der liegenden Perspektive, ob im Bettchen daheim oder im Kinderwagen. Aber es lernt schon in dieser Phase von seinen Eltern was sich gut oder weniger gut anfühlt. Auch wenn man es nicht glauben mag, aber ein Baby bekommt schon vieles mit, was das Gehirn speichert.

Nach 7 bis 8 Monaten kann das Baby mit Hilfe und später auch aus eigener Kraft sitzen. Die dauerhafte vertikale Positon des Körpers ohne eingreifen der Eltern prägt die Neugier. Es erfasst Dinge, Tiere und Menschen um sich herum und will sie mit den Händen anfassen. Es wird insbesonderes das Sehen und Tasten geprägt. Aber da das Baby sich noch nicht selbstständig fortbewegen kann, sind es die Dinge in unmittelbarer Nähe, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Nach ca. 9 Monaten beginnt die Krabbelphase oder die Phase der Entdeckungsreise. Erstmals kann der Mensch sich zu den Dingen hinbewegen und diese berühren oder gar schmecken.

Nach 12 bis 13 Monaten beginnt das Aufrechtgehen. Dadurch kann sich der Mensch schneller fortbewegen als durch Krabbeln. Der Mensch ist jetzt in der Lage auch Gegenstände zu erfassen, die höher liegen und weiter weg sind Die Entdeckungsreise ist auf einem neuen Level angekommen.

Die aufgezeigten Phasen zeigen eindeutig auf, dass der Mensch Fähig ist selbstständig zu lernen und er braucht keine Anleitung. Der Mensch ist neugierig und will alles im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Ich will hier gar nicht auf die Neurowissenschaft kommen. Beobachten wir doch einfach ohne zu werten.

Mit jedem Jahr entwickelt sich das Kind und die Neugier wird immer größer. Und anstatt dies zu unterstützen, stoppen wir den Prozess, in dem wir das Kind konditionieren. Es beginnt mit der Kindertagesstätte. Nun kann das Kind nicht mehr seinen Bedürfnissen nach gehen und das Leben mit seinen Sinnen erfassen. In der Kindertagesstätte werden Kinder, die unterschiedliche Bedürfnisse haben zusammengefasst und der Alltag wird strukturiert. Dadurch kann nicht mehr beobachtet werden, welche Fähigkeiten ein Kind entwickelt um diese dann zu fördern. Das Kind lernt, was die Gesellschaft als richtig und falsch betrachtet. Anstatt das Kind zu beobachten, wofür es sich interessiert.

 

Kinder

Was passiert, wenn wir mit einem Kind, dass, sagen wir mal, 4 bis 5 Jahr alt ist, durch den Wald oder durch die Stadt gehen? Es ist wissbegierig. Es erfasst Dinge, die Erwachsene gar nicht mehr im Blick haben, weil sie keine Zeit haben. Das Kind erfährt von den Eltern, dass Zeit ein wichtiger Faktor ist. Was passiert aber, wenn wir die Zeit anhalten. Wenn wir dem Kind wieder die Zeit einräumt, die es braucht um das Leben zu erfahren?

Seid Ihr mal durch den Wald gegangen und habt mal am Boden geschaut, welche Wunder die Natur in sich birgt? Es ist eine kleine Pflanze, es sind Wassertropfen, es ist eine Schnecke oder ein Käfer, die faszinieren. Sind wir jetzt vom Lernen abgeschweift? Nein, das ist ja das Lernen. Da fängt Lernen an. Man sieht etwas und will wissen, was es ist. Man schaut in Bücher und im Internet nach und informiert sich darüber oder fragt einen anderen Menschen, der sich auskennt. Im Prinzip ist das schon freies Lernen. Es ist die Schule der Natur.

Der Mensch braucht nicht die Stufen der Kondition zu erfahren, in dem ihm durch die Kindertagesstätte, Kindergarten und Schule das selbstständige Denken abgenommen wird. Dem Kind wird das Fragen und das Erkennen aberzogen. In den stattlichen Institutionen zählt nur die Zeit und das Wissen aufzunehmen ohne sich mit dem Wissen auseinanderzusetzen. Das Kind muss das Wissen aufnehmen, ob es dazu fähig ist oder nicht. Die Kinder haben unterschiedliche Entwicklungsstufen und das ist ganz natürlich.

Lassen wir das Kind wieder Kind sein und erkennen die unterschiedlichen Entwicklungsstufen an. Wir brauchen keinen Lehrplan, der Wissen vermittelt, das nur aufnimmt und nicht versteht oder im schlimmsten Falle eingetrichtert wird, ohne dass das Kind kritisch nachfragen kann.

Wir brauchen wieder eine Bildung, die den Menschen in den Mittelpunkt setzt. Der Menschen muss nicht zum Lernen gezwungen werden. Der Zwang erzeugt Angst und dann wird die Lust zur Frust und das Lernen zur Qual. Und das darf nicht sein.

Wie sind denn einige der großen Erfindungen entstanden? Sie entstanden durch stundenlanges Beobachten. Also lassen wir die Kinder wieder durch Beobachtungen lernen und haben für die Beantwortung der Fragen Zeit.

Jedes Kind hat Fähigkeiten, die mit der Zeit ausgeprägt werden. Lassen wir sie nicht verkümmern. Unterstützen wir die Fähigkeiten jeden Menschens zum Wohle der Gesellschaft. Wir schaffen durch das Freilernen wieder Freidenker, die nicht durch ein Konstrukt daran gehindert werden, auch mal die abstrusesten Gedanken zu haben.

Freilernen bedeutet spielerisch, unvoreingenommen und ohne Vorurteile an etwas heranzugehen und alles sagen zu dürfen.

In Deutschland müssen wir weg von der Schulpflicht. Kinder lernen auch ohne ein bestimmtes Gebäude, was sich Schule nennt, zu betreten. Die Schulpflicht gibt es in Deutschland erst seit 1919. Wie haben die Menschen vorher gelernt?

Wichtig ist es, dass das Kind schreiben, lesen und rechnen lernt und das kann man auch ohne Zwang beibringen. Noch wichtiger ist es noch, wie sich der Mensch ernährt. Und das erfährt er nur, wenn er dir Natur erfährt und dazu muss man in den Wald.

Freilernen heißt, das der Mensch mit Herz und Seele Wissen nicht nur lernt sondern das Gelernte auch versteht. Und es muss wieder zulässig sein, alles in Frage zu stellen zu dürfen, damit wieder neues Wissen dazukommt.

Wir müssen wieder dahin kommen, dass der Mensch Mensch bleibt und nicht zu einer Maschine verkümmert, die nur Wissen speichert.

Durch das Freilernen geben wir den Kindern wieder die Lust am Lernen zurück. Zum Lernen muss man nicht zu bestimmten Zeiten ein bestimmtes Gebäude besuchen.

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